Eine Mutter umarmt liebevoll ihr Kind - Die Initiative 'Stark im Sturm' hilft psychisch und suchtkranken Eltern und ihren Kindern.

Über uns

Stark im Sturm: Eine starke Initiative

Unsere Initiative Stark im Sturm unterstützt Familien, in denen Eltern psychisch oder suchterkrankt sind. Speziell ausgebildete Kinderbeauftragte arbeiten direkt auf den Stationen psychiatrischer Kliniken und verbinden betroffene Eltern während ihres Krankenhausaufenthalts mit passenden Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen. Sie behalten die Kinder im Blick, fördern deren psychische Widerstandskraft und helfen ihnen, die Situation der Eltern zu verstehen und damit umzugehen. So wollen wir die Grundlage für ein besseres Familienleben schaffen und langfristig die Lebensqualität der betroffenen Familien verbessern. Denn der Leitsatz von Stark im Sturm lautet: An die Kinder denken!

Die Kinder nicht mehr übersehen

Schätzungsweise 30 Prozent aller Patienten in psychiatrischer Behandlung haben Kinder. Dennoch werden die Kinder und deren Belastung oft übersehen. Die Kinder übernehmen früh Verantwortung, stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück und haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, später selbst zu erkranken. 

Wir setzen uns dafür ein, dass bereits in der Klinik die Unterstützung der Kinder in den Fokus rückt – damit sie später nicht selbst Patienten werden. Ein Netz aus Kinderbeauftragten spricht alle betroffenen Eltern an und vermittelt der ganzen Familie geeignete Hilfen. Nur wenn alle Klinikmitarbeitenden an die Kinder denken, erreichen wir möglichst viele. 

Ausbildung für Kinderbeauftragte

Wir haben dafür gesorgt, dass in den beteiligten Kliniken Kinder von Patientinnen und Patienten nicht mehr übersehen werden, weil verpflichtend nach Elternschaft gefragt werden muss. Und wir haben eine konsequente und kontinuierliche Fortbildung aller Fachkräfte in den Kliniken zu diesem wichtigen Thema auf den Weg gebracht. Unsere Kinderbeauftragten werden geschult und haben gelernt, mit Eltern ins Gespräch zu kommen, Ängste zu mindern, zur Annahme von Hilfen zu motivieren und den Schutz der Kinder sicherzustellen.

Alle Mitglieder der Familie erhalten bei Bedarf schnellere Termine für eine intensivere Behandlung. Auch nach der Entlassung sorgen wir für langfristige Unterstützung durch enge Zusammenarbeit mit regionalen Hilfesystemen.

Unser Leitsatz: An die Kinder denken!

Es gibt mittlerweile zahlreiche Hilfsangebote, wie Einzel- oder Familienberatung, Kindergruppen oder Patenschaftsprogramme, die sich gezielt an Kinder psychisch oder suchtkranker Eltern und deren Familien richten. Dennoch kommt die Hilfe häufig nicht an.

Hilfe kommt häufig nicht an 

Schuld- und Schamgefühle der Eltern blockieren oft die nötige Unterstützung. Gleichzeitig scheitert Hilfe an fehlender Vernetzung der Hilfssysteme oder weil  Betroffene die Hilfen nicht kennen. Zudem wissen Behandler viel zu oft nicht, ob ihre Patientinnen und Patienten Kinder haben oder wie es diesen geht. Genau hier setzt das Projekt Stark im Sturm an.

Wie unterstützt Stark im Sturm die Kinder?

Stark im Sturm sorgt in allen beteiligten Kliniken dafür, dass Kinder von Patientinnen und Patienten beim ersten Behandlungskontakt nicht übersehen werden. Das ist die Grundlage für die sich anschließende familienzentrierte Behandlung. Kernelemente sind eine individuelle Begleitung der Eltern und Kinder durch speziell ausgebildete Kinderbeauftragte während der psychiatrischen Behandlung sowie die enge Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie, um Kindern bei Bedarf schnell Hilfe zu ermöglichen. Zusätzlich kooperieren wir mit Beratungsstellen, welche familienzentrierte Angebote bereitstellen. So stellen wir sicher, dass jede Familie ein individuelles Unterstützungsprogramm erhält, um Belastungen zu senken und die Lebensqualität zu steigern.

Die vier Säulen von Stark im Sturm

  • Bewusstsein schaffen: Wir haben eine Pflichterfassung von minderjährigen Kindern in den Kliniken eingeführt, um den Kenntnisstand der professionellen Behandlerinnen und Behandler zur Situation der Kinder zu verbessern. Außerdem weisen wir Eltern über Flyer und Plakate auf regionale Hilfemöglichkeiten hin und haben digital unseren  Hilfefinder, eine Suche nach Hilfsangebote im regionalen Umkreis, eingerichtet.
  • Kinderbeauftragte: Wir haben Kinderbeauftragte auf den Stationen und Ambulanzen der beteiligten Kliniken etabliert. Aufgabe der Kinderbeauftragten ist es, psychisch und suchterkrankte Eltern während ihres Krankenhausaufenthalts mit den richtigen Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen in Verbindung zu bringen und sogenannte „In-House“ Beratungen zu organisieren. Sie unterstützen die Eltern außerdem, kindgerecht über ihre eigene Erkrankung zu sprechen.
  • Familienmitbehandlung: Durch engere Absprachen zwischen kinder-, erwachsenenpsychiatrischen und suchtmedizinischen Ambulanzen ermöglichen wir erkrankten Familienangehörigen unserer Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Behandlung.
  • Strukturen und Netzwerke: Wir haben Kooperationen zu zahlreichen regionalen Hilfeanbietern aufgenommen und gefestigt und sodie Vernetzung mit den bestehenden Helfersystemen verbessert. Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit den vor Ort tätigen Beratungsstellen konnten gezielte Beratungsangebote für Eltern direkt in den Kliniken geschaffen werden. Das führt dazu, dass geeignete Hilfen stärker in Anspruch genommen werden.

„Es gibt nichts Gutes, außer - man tut es!“ (Erich Kästner)

Unser Team stellt sich vor

Kernteam

Ich habe Stark im Sturm 2018 gemeinsam mit Anne Koopmann gegründet, um den Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern eine Stimme zu geben und frühzeitig die ganze Familie in Hilfen zu bringen.

Bei meiner langjährigen Tätigkeit als Kinder- und Jugendpsychiaterin habe ich erlebt, wie viele Kinder unter einer psychischen Erkrankung ihrer Eltern leiden und später oft selbst eine psychische Erkrankung entwickeln. Ich möchte diesen Kindern früher helfen, damit sie gar nicht erst in meine Behandlung kommen müssen. 

Ich verantworte mit Anne Koopmann die Planung, Organisation und Weiterentwicklung von Stark im Sturm. Zudem bin ich für die Öffentlichkeitsarbeit, den Kontakt zu Stiftungen und die Betreuung der Teams in den teilnehmenden Zentren zuständig. Gemeinsam mit der Versorgungsforschung am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit koordinieren wir die Begleitforschung im Projekt.

Mir liegt eine ganzheitliche Behandlung meiner PatientInnen am Herzen, die auch die Angehörigen miteinbezieht, insbesondere die Kinder der PatientInnen, denn nur so können wir verhindern, dass die elterliche psychische oder Suchterkrankung an die Kinder weitergegeben wird und gleichzeitig, die Lebensqualität aller Familienangehörigen direkt verbessern. 

Ich bin Fachärztin für Psychiatrie und Oberärztin an der Suchtklinik des ZI und leite Gemeinsam mit Yvonne Grimmer die Initiative Stark im Sturm. Meine Aufgabe sind hier sowohl die klinische Arbeit in den beteiligten Kliniken zu koordinieren, die Begleitforschung zu organisieren und die Weiterentwicklung des Projekts voranzutreiben. 
 

Stark im Sturm gibt mir die Möglichkeit, mich für eine Gruppe einzusetzen, die oft im Schatten steht: die Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern. Ich möchte dazu beitragen, dass diese Kinder die Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommen, die sie dringend brauchen.

Gemeinsam mit Nina Christmann übernehme ich die Projektkoordination bei Stark im Sturm. Zu meinen vielfältigen Aufgaben gehört die Betreuung der teilnehmenden Zentren sowie die Erstellung und Durchführung von Fortbildungen.

Als Kinder- und Jugendpsychiaterin sehe ich täglich, wie Kinder unter der Erkrankung ihrer Eltern leiden. Es soll zur Normalität werden, bei der elterlichen Behandlung die ganze Familie zu betrachten, und den Kindern von Anfang an Gehör zu verschaffen – nicht erst, wenn diese selbst erkranken.

Gemeinsam mit Isabel Ardern unterstütze ich als Projektkoordinatorin u.a. bei der Entwicklung von Inhalten und der Kommunikation mit Partnerzentren. Weiterhin unterstütze ich bei der Durchführung der Begleitforschung.

Familienbeauftragte

Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft, gemeinsam können wir dazu beitragen, dass belastete Kinder frühzeitig passende Anlaufstellen finden. Stark im Sturm wirkt präventiv, indem wir den betroffenen Familien frühestmöglich Unterstützung anbieten. Gemeinsam als Team können wir vieles bewegen und vielen Familien helfen.

Als Familienbeauftragte bin ich die Ansprechpartnerin für die Kinderbeauftragten im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Ich plane regelmäßige Veranstaltungen für die Kinderbeauftragten. Zudem pflege ich Außenkontakte zu Netzwerkpartnern. Darüber hinaus bin ich die Kindesschutzbeauftragte im ZI in Mannheim. Die Koordination der Inhouse-Beratung gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben.

Um einen Beitrag dazu zu leisten, dass alle Kinder gesund aufwachsen und sich gut entwickeln können. Wenn wir lernen, über psychische und Suchterkrankungen genauso offen zu sprechen wie über Beinbrüche und Krebs, können betroffene Kinder besser verstehen, was mit ihren Eltern los ist und diese Eltern sich leichter auf Unterstützung für ihre Kinder einlassen. Ich möchte daran mitwirken, dass das Sprechen möglich und Hilfsangebote zugänglich werden.

Ich begleite die Kinderbeauftragten hier am ZfP Weissenau fachlich bei ihrer anspruchsvollen Tätigkeit, mache die Netzwerkarbeit im Landkreis und platziere das Thema „Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern" hier in der Klinik und im Sozialraum an unterschiedlichen Stellen, um das Bewusstsein dafür zu erweitern.

Diese alte afrikanische Weisheit zur Familienarbeit gefällt mir und Stark im Sturm greift diesen Gedanken wunderbar auf. Denn: Auch Kinder, die eine belastende Erkrankung der Eltern miterleben, können sich mit Hilfe mehrerer Akteure stabil entwickeln. Es braucht gute Netzwerke, wertvolle Bezugspunkte (auch professionelle), verantwortliche Beziehungen.

Ich will gerne dazu beitragen, dass unsere PatientInnen hilfreiche Strukturen für ihre Familien aufgreifen können und dass, wo nötig, tragende Netze „in den Dörfern“ neu geknüpft werden.

Wie kam es zu Stark im Sturm?

Angetrieben hat uns bei der Gründung von Stark im Sturm das Wissen, dass wir zwar immer unser Bestes für unsere erwachsenen Patientinnen und Patienten geben, aber deren Kinder ganz häufig vergessen. Das hat leider zur Folge, dass bei einem hohen Risiko und den außerordentlichen Belastungen, die diese Kinder zu tragen haben, möglicherweise schon eine nächste Generation an PatientInnen heranwächst, ohne dass wir ausreichende Schritte unternehmen, dies zu verhindern.

Wir wollen erreichen, dass alle Eltern schon am Ort ihrer eigenen Behandlung frühzeitig auf die Situation ihrer Kinder angesprochen werden und die ganze Familie die Hilfe bekommt, die sie braucht – und ganz besonders die Kinder!

Unsere Partnerinnen und Partner

Unsere Initiative startete 2019 am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie in Teilen des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden und des Universitätsklinikums Heidelberg. Dank weiterer Förderungen konnten wir unsere Initiative 2024 auf ganz Baden-Württemberg ausweiten und freuen uns, dass Stark im Sturm nun auch im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg und ZfP Weinsberg umgesetzt wird. Zusätzlich setzen wir uns für einen standardisierten Kindesschutz in Psychiatrien ein. Gemeinsam mit der Universitätsklinik Ulm entwickeln wir einen E-Learning-Kurs für Behandelnde, und in Zusammenarbeit mit Jugendämtern erarbeiten wir ein Kindesschutzscreening für standardisierte Verfahren in der Erwachsenenpsychiatrie. 

Mit jeder Familie, die wir erreichen, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass wir ein Kind vor einer späteren eigenen psychischen Erkrankung bewahren können.

  • Logo des ZI – Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
  • Logo des Universitätsklinikum Heidelberg
  • Logo der Hochschule Darmstadt
  • Logo der Dietmar Hopp Stiftung
  • Logo des Baden-Württemberg Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration
  • Logo des ZfP – Psychiatrischen Zentrum Nordbaden
  • Logo des ZfP Südwürttemberg
  • Logo des ZfP – Klinikum am Weissenhof